Große Hoffnungen werden im Kampf gegen den Brustkrebs geweckt: Ein einfacher Bluttest soll die Früherkennung und die Behandlung von Brustkrebs revolutionieren.
Der Bluttest zur Brustkrebserkennung aus Heidelberg zog enormes mediales Interesse auf sich.
Ist der Bluttest zur Brustkrebserkennung ein Meilenstein?
In einer Pressemitteilung der Universitätsklinik Heidelberg hat eine Heidelberger Arbeitsgruppe am 21. 02.2019 ein neues Verfahren vorgestellt, das mit Hilfe eines Bluttests die Erkennung von Brustkrebs verbessern soll. In den Erläuterungen der Forscher und in Reaktionen der Medien wird von einem Meilenstein in der Brustkrebsdiagnostik gesprochen. Das neue blutbasierte Verfahren wird als deutlich weniger belastend für Frauen beschrieben, weil es weder schmerzhaft ist noch mit der Strahlenbelastung der Mammographie einhergeht. Es erkenne Brustkrebs mit einer Sensitivität (Erkennung Erkrankter) von 75%. Noch in diesem Jahr solle der Test marktreif und damit allgemein verfügbar werden. Auch andere Tumoren wie der schwer in frühen Stadien erkennbare Eierstockkrebs seien mit solchen Testverfahren besser zu diagnostizieren.
Die Reaktion der Medien war enorm. Die Bildzeitung titelte „Warum dieser Test eine Weltsensation ist“. In Suchmaschinen findet man mit den Stichworten „Bluttest Brustkrebs Heidelberg“ mehr als 100.000 Hits.
Reaktion der Fachwelt auf „Liquid Biopsy“
Die Reaktionen der Fachwelt sind jedoch deutlich zurückhaltender. Sie begrüßen zwar die bisherigen Ergebnisse der Arbeitsgruppe, da sie ein neues Testverfahren – „Liquid Biopsy“ genannt – als wichtige Neuerung in der Medizin bestätigt. Bei vielen Krebserkrankungen bringt diese neue Diagnostik aus einer einfachen Blutprobe interessante Erkenntnisse. An der Heidelberger Pressemitteilung und den Reaktionen der Medien wird jedoch kritisiert, dass die Mitteilung zu früh sei und Erwartungen bei den Menschen wecke, die noch nicht ausreichend abgesichert seien. So stammen die mitgeteilten Ergebnisse aus einer Studie, die gerade einmal die Hälfte der Probanden betreffen. Eine Sensitivität von 75% sei gut, aber dürfe nicht dazu führen, dass man die Mammographie als überholt bezeichnen könne. Außerdem wisse man noch nichts über die Häufigkeit falsch positiver Befunde, die für Frauen eine unnötige Belastung darstellen würden (weiteres hier online). Mehrere onkologische Fachgesellschaften haben ein kritische Stellungnahme veröffentlicht.
Fazit zum Bluttest für Brustkrebs
Mein Fazit: Hoch interessant. Passt zu Ergebnissen bei anderen Tumoren. Weckt aber viel zu früh viel zu hohe Erwartungen. Ärzte und Labore werden überrannt werden von Forderungen nach einem Test, der noch nicht ausreichend abgesichert und v.a. noch nicht verfügbar ist. Insgesamt ein klassisches Beispiel von Marketing, wie man es von der Industrie schon gewohnt ist, das aber zunehmend auch von Medizinern und medizinischen Institutionen praktiziert wird.
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Fachautor Kommentar
Prof. Dr. med. Norbert Frickhofen
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