Der Urologie des Asklepios Krankenhauses steht ein neues Gerät für Behandlungen von Prostatakrebs zur Verfügung (FocalOne). Der dabei eingesetzte hoch intensive fokussierte Ultraschall (HIFU) zerstört das Tumorgewebe durch hohe Temperaturen (85° – 90°C). Dr. Ralf Thiel – Chefarzt Urologie – erläutert in einem Interview die Besonderheiten dieser Behandlung.

Das Focal One Behandlungsgerät für Prostatkrebs. Bild: edap tms
Dr. Thiel, wie funktioniert das Behandlungsgerät?
Es wird eine Ultraschall-Spezialsonde in den Enddarm eingeführt und eine Ultraschalluntersuchung der Prostata durchgeführt. Eine Kombination mit zuvor angefertigten MRT-Bildern der Prostata ist möglich, so dass Krebsherde bildlich erkannt werden können. In der Sonde werden Ultraschallwellen gebündelt und die Energie wird punktgenau am eingestellten Krebsherd frei und die Herde durch Hitze zerstört. Gleichzeitig wird das umgebende Gewebe durch permanente Kühlung geschützt.
Was ist die Besonderheit?
Es handelt sich um eine sogenannte “fokale Therapie“, d.h. nur die Krebsherde in der Prostata werden behandelt und das gesunde Gewebe wird geschont. Die Prostata muss nicht entfernt werden und kann anschließend weiter funktionieren.
Welche Vorteile entstehen für den Patienten?
Der Eingriff hat fast keine Nebenwirkungen. Es wird kein Schnitt gemacht und kein Gewebe durch Strahlung geschädigt. Vor allem Potenz und Kontinenz können so sicher erhalten bleiben.
Ist das Verfahren für jeden Patienten mit Prostatakrebs geeignet?
Nein. Es müssen mehrere Kriterien vorliegen, damit die Methode sicher angewandt werden kann. Die Krebsherde müssen im MRT sichtbar und am besten durch eine sogenannte Fusionsbiopsie gesichert sein. Nur Anfangsstadien einer Prostatakrebserkrankung mit niedrigem PSA-Wert, wenig Tumorgewebe und nicht zu aggressivem Gewebetyp sollten mit HIFU therapiert werden. Jeder Patient muss diesbezüglich individuell sorgfältig untersucht und beraten werden.
Handelt es sich um ein ganz neues experimentelles Verfahren und zahlen es die Krankenkassen?
Wir in Wiesbaden verfügen bereits über mehr als achtjährige Erfahrung mit der HIFU-Therapie beim Prostatakarzinom und behandelten so mehr als 100 Patienten. Neu ist aber, dass erst seit kurzem eine ganz neue Gerätegeneration zur Verfügung steht, die wesentlich präziser und durch Einbeziehung von MRT-Bildern funktioniert.
Richtig ist aber auch, dass es noch keine Langzeitdaten über zehn Jahre gibt, sodass die Methode schwer mit den herkömmlichen Behandlungsmethoden, Operation und Bestrahlung, verglichen werden kann. Die HIFU-Methode wird in den entsprechenden Leitlinien zum Prostatakrebs empfohlen und gehört zu den zukunftsträchtigsten Behandlungsmethoden bei dieser Erkrankung. Die Therapie gehört zum normalen Leistungsspektrum der gesetzlichen und privaten Krankenkassen. Eine Zuzahlung ist nicht erforderlich.
Autor dieses Beitrags
Dr. med. Ralf Thiel
Fachgebiet
Urologie
Asklepios Paulinen Klinik
Geisenheimer Str. 10
65197 Wiesbaden
Telefon: 0611-847-2481
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