Gezielte Behandlung statt Chemotherapie

Regelmäßige Gespräche mit der Mitarbeiterin des Psycho-Onkologischen Dienstes halfen mir sehr.
Nachdem ich, M. S. (65 weibl.), vor drei Jahren Schwellungen von zwei Lymphknoten – ohne akute Erkältung o.ä. – am Hals feststellte, suchte ich meinen Hausarzt auf. Da dieser keine Ursache feststellen konnte, überwies er mich an eine HNO-Ärztin. Eine, der von ihr veranlassten CT-Untersuchungen, erbrachte Hinweise auf ein mögliches Lungenkarzinom.
Mein Hausarzt überwies mich daraufhin – in Absprache mit der HNO-Ärztin – noch am nächsten Tag in die Onkologie der HSK Wiesbaden. Dort erfolgte eine umfangreiche Diagnostik, die auch zur Entnahme eines der zuvor erwähnten Lymphknoten führte.
Als ich mit meinem Ehemann zur Therapiebesprechung bezüglich des festgestellten Adeno-Karzinoms den zuständigen Oberarzt aufsuchte, gingen wir beide davon aus, dass eine sehr belastende und umfangreiche Chemotherapie ansteht. Glücklicherweise stellte sich jedoch heraus, dass bei einer genetischen Analyse der entnommenen Lymphknotengewebeprobe eine „Mutation“ gefunden wurde, die den Krebs gezielt verwundbar macht. Dies bedeutete für mich, dass anstatt einer Chemotherapie die Behandlung mit einem Medikament in Tablettenform möglich war, was uns beide sehr erleichtert hat.
Das Medikament führte relativ schnell zur Verringerung des Karzinoms im linken Lungenflügel. Zur Vorbereitung einer möglichen Operation wurde eine MRT-Untersuchung des Schädels vorgenommen. Hierbei wurden aber zahlreiche Metastasen festgestellt, was eine OP an der Lunge unmöglich machte, jedoch eine Bestrahlung des ganzen Kopfes in zehn Sitzungen erforderte.
Regelmäßige Kontrolluntersuchungen (MRT und CT) zeigten einen Rückgang der Metastasen und des eigentlichen Karzinoms. Leider hatte das bislang eingenommene Medikament (IRESSA) keine sichtbaren Auswirkungen auf die wenigen, nach der Bestrahlung noch sichtbaren, Metastasen im Kopf. Auf Anraten des zuständigen Oberarztes wurde das bisherige Medikament durch ein anderes (TARCEVA) ersetzt, das – wie spätere Kontrolluntersuchungen zeigten – auch auf Metastasen im Kopf wirkt.
Die beiden Medikamente waren/sind für mich bislang relativ gut verträglich. Beide führten jedoch zu (z.T. auch massiven) Hautausschlägen am gesamten Körper inklusive der Kopfhaut, die jedoch behandelbar sind. Diese nehme ich jedoch, in Anbetracht der bisherigen guten Wirkung des Medikaments auf den Tumor/die Metastasen, „gerne“ in Kauf.
Für mich „beschränkt“ sich die Krebsbehandlung seit nunmehr drei Jahren auf eine Tablette pro Tag, je eine CT/MRT-Untersuchung alle drei bis vier Monate und ein Gespräch pro Monat mit dem Oberarzt der Onkologie. Außerdem halfen mir die regelmäßigen Gespräche mit einer Mitarbeiterin des Psycho-Onkologischen Dienstes der HSK. Diese Art der Therapie ermöglicht mir bislang eine normale Teilnahme am Leben. Das heißt, ich kann weiterhin verschiedene Sportarten betreiben und meinem Hobby, dem Chorgesang, nachgehen.