Es ist eines der Horrorszenarien vieler Menschen beim Toilettengang: Blut im Stuhl.
Klaus F. (68) bemerkte im Oktober erstmals Blut im Stuhl. Auf Drängen seiner Frau stellte er sich bei seinem Hausarzt vor, der ihn zur Darmspiegelung an einen Magen-Darm-Spezialisten (Gastroenterologen) überwies. Dieser diagnostizierte einen Dickdarmkrebs als Ursache der Blutung. Er erschien klein und einer Operation gut zugänglich. Bei der Ultraschalluntersuchung sah man aber mehrere krebsverdächtige Befunde in der Leber. Auch in der Lunge zeigten sich mehrere solch kleiner Herde. Ein zunächst unproblematisch erscheinender Krebs wurde aufgrund des Verdachts auf Metastasen zu einer lebensbedrohlichen Erkrankung.
Heutige Untersuchungsverfahren sind sehr genau, sodass oft Anomalien entdeckt werden, die man mit älteren Methoden übersehen hätte. Bei Klaus F. stellte sich in den Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken (Helios HSK) heraus, dass die Herde in der Lunge Narben nach Lungenentzündungen und in der Leber überwiegend Blutschwämme (Hämangiome) bildeten. Zu diesen Ergebnissen kam man nach einem speziellen Ultraschallverfahren und dem sehr empfindlichen PET-CT, bei dem die Bilder eines Positronen-Emissionstomographen mit einem CT kombiniert werden. „Beide Techniken werden eingesetzt, wenn es bei Patienten um die lebenswichtige Entscheidung zwischen Heilung oder nur Linderung geht und die Standardmethoden versagen“, erläutert Prof. Dr. med. Norbert Frickhofen, Direktor der Klinik für Innere Medizin III; Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin an den Helios HSK.
Vereintes interdisziplinäres Fachwissen
Die Untersuchungen zeigten leider, dass in der rechten Leber neben den Blutschwämmen mehrere Herde metastasenverdächtig blieben. Das bestätigte der Pathologe in einer Gewebeprobe, die ultraschallgesteuert aus der Leber gewonnen wurde. In der Tumorkonferenz des Onkologischen Zentrums sahen die Experten trotz der Lebermetastasen die Chance auf Heilung für Klaus F.
Tumorkonferenzen, auch „Tumorboards“ genannt, sind heute Standard. Hier treffen sich erfahrene Ärzte der unterschiedlichen Fachbereiche, um über die beste Therapie zu entscheiden. Dank genetischer Untersuchungen des Pathologen erhielt Klaus F. eine maßgeschneiderte Chemotherapie, die seine Lebermetastasen deutlich verkleinerte. Daraufhin wurden in einer Operation der Krebs im Dickdarm und gleichzeitig die befallenen Leberbezirke entfernt. Im Anschluss wurde die offensichtlich erfolgreiche Chemotherapie für weitere zwei Monate fortgeführt. Klaus F. hat nun trotz Lebermetastasen eine Chance auf Heilung.
Solche Verläufe erfordern optimale Strukturen und Abläufe. Eine gute Krebsbehandlung ist heute in der Regel nur im Team möglich. Den allwissenden und alleine entscheidenden Krebsarzt gibt es nicht mehr. Der Fortschritt in der Krebsbehandlung ist so rasant, dass es ein Team von Spezialisten braucht, will man für den betroffenen Patienten das Optimum erreichen.
Früherkennung nutzen
Darmkrebs entsteht meist aus gutartigen Vorstufen. Diese Wucherungen, sogenannte Darmpolypen in der Darmschleimhaut sind bei Menschen über 50 weit verbreitet. Mithilfe regelmäßiger Vorsorgeuntersuchungen können Polypen frühzeitig entdeckt werden. Laut dem Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung, verhindern Vorsorge-Darmspiegelungen rund ein Viertel der Darmkrebsneuerkrankungen pro Jahr. „Die Darmspiegelung ist die sicherste Methode, um die meisten Tumore und ihre Vorstufen zu erkennen und zu entfernen“, sagt Marius Grabowski, Chefarzt der Inneren Medizin in der Helios Klinik Idstein.
Vorsorgeuntersuchung kassenärztlich finanziert
Ab dem 55. Lebensjahr finanziert diese Vorsorgeuntersuchung die Krankenkasse alle zehn Jahre. Ab dem Alter von 50 auch die Kosten für den jährlich durchgeführten Stuhltest auf verstecktes Blut, ebenso die Austastung des Mastdarms. Bei erblich bedingtem Darmkrebsrisiko setzt die Vorsorge früher ein. In der Regel sollte die erste Vorsorgedarmspiegelung zehn Jahre vor dem Alter liegen, vor dem Darmkrebs erstmals bei einem erkrankten Familienmitglied aufgetreten ist. Auch Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen gehören zur Risikogruppe.
Autor dieses Beitrags
Prof. Dr. med. Norbert Frickhofen
Fachgebiete
Innere Medizin
Hämatologie
Onkologie
Palliativmedizin
Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken
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